Existiert eine dokumentierte Unternehmensstrategie im Unternehmen?
Zu oft erlebe ich es in Unternehmen, dass eine Unternehmensstrategie entweder gar nicht vorliegt oder aber erstellt wurde und dann als Papiertiger in der Schublade des Inhabers oder der Geschäftsführer verwelkt.
Strategieentwicklung ist kein einmaliger Akt!
Eine Strategie kann nur dann erfolgreich werden, wenn ständig an ihr gearbeitet, gefeilt, verbessert, optimiert und „rumgeschraubt“ wird. Denn das Innenleben und das Umfeld eines Unternehmens ist ja nicht konstant. Hier spielt die aus meiner Sicht sehr relevante Sicht auf das Unternehmen als ein System eine große Rolle. Systeme sind faktisch immer in Bewegung und ändern sich ständig. Kleiner Tipp am Rande: Wer gerne tiefer eintauchen möchte und es sehr theoretisch mag, kann sich in diesem Zusammenhang mit dem Begriff der Unternehmenskybernetik beschäftigen.
„Survival of the Fittest“: Das Missverständnis
Auch die Anlehnung an Naturgesetze lässt erahnen, dass Unternehmen in einem ständigen Wandel sind: „Survival of the fittest“ heißt der Kernsatz Darwins. Seien Aussage lautete: „Derjenige überlebt, der sich am besten an die sich verändernden Umweltbedingungen anpassen kann.“ Das Paradebeispiel Darwins sind die unterschiedlichen Finkenarten auf den Galapagos-Inseln. Jede Insel hat eine unterschiedliche Vegetation und damit auch unterschiedliche Nahrungsmöglichkeiten für die Finken (Insekten, Kakteen, hartschalige Früchte). Die Finken haben sich mit ihrem Schnabel immer dem Nahrungsangebot auf der jeweiligen Insel angepasst und damit ständig ihre Strategie geändert bzw. so angepasst, dass sie wieder gut (über)leben können. Die FAZ beschreibt es in einem lesenswerten Artikel so, dass die Finken immer wieder „ihre jeweilige ökologische Nische“ gefunden haben.
Genauso ist es auch bei Unternehmen. Jedes Unternehmen muss sich ständig neu behaupten und seine jeweilige Nische immer wieder neu finden bzw. erfinden. Und das ist ständige Strategiearbeit bzw. ein Weiterentwickeln der Strategie.
Die Engpasskonzentrierte Strategie
Aus diesen Überlegungen entstand auch die „Engpasskonzentrierte Strategie“ (EKS), die sich in ihrer eigenen Nische zu einer sehr wertvollen Strategiemethode entwickelt hat. Viele Hidden Champions wie Kärcher, Würth oder Town&Country Haus sind mit dieser Strategie groß geworden. Mittlerweile wird die EKS unter dem Namen Mewes Strategie nach dem Erfinder dieser Strategie, Prof. Mewes weitergeführt.
Das Minimumgesetz in der Strategielehre
Ein weiteres, wesentliches Naturgesetz stand neben Darwin im Vordergrund bei der Entwicklung der EKS: Das Minimumgesetz. Der Chemiker Justus von Liebig hatte sich das folgende Ergebnis von Philipp Carl Sprenger zu eigen gemacht: Gehemmtes Pflanzenwachstum beruht oft auf dem Mangel an einem einzigen Stoff. Konzentriert man sich auf diesen „Engpass“, kommt das Wachstum wieder in Fahrt. Aus diesen Erkenntnissen ist schon in den 1970er Jahren die EKS als Strategiemethode von Wolfgang Mewes entstanden.
Die internen und externen Engpässe erkennen
Auf Basis dieser immer wieder entstehenden Engpässen muss die ständige Strategiearbeit auf zwei wesentliche Fragestellungen gerichtet sein:
- Wohin verändern sich die Bedürfnisse?
- Wo ist der Engpass, den Sie mit Ihrem Angebot beheben können?
Bei der ersten Frage geht es darum, zu erkennen was sich um das System des Unternehmens herum ändert. Primär geht der Fokus natürlich auf bestehende Kunden oder Wunschkunden. Aber ähnlich wie sich bei den Finken die Nahrungsquelle geändert hat, kann sich für ihr Unternehmen durch gesetzliche Regelungen, neue Trends oder Naturkatastrophen ständig etwas ändern. Corona ist zum Beispiel so ein Fall.
Die zweite Frage zielt darauf, wie sie als Unternehmen ihr Angebot so ausrichten können, dass sie den Engpass, der durch die neuen Bedürfnisse entstanden ist, perfekt lösen können.
Durch diese zwei Fragen wird deutlich, warum Strategiearbeit ein immer währender Prozess ist. Denn Bedürfnisse ändern sich stetig und damit tauchen immer neue Engpässe auf, die von Ihnen als Chance ergriffen werden können, um weiter zu wachsen.
Lesetipps
Zum Abschluss zwei Lesetipps zu den angesprochenen Themen EKS und Hidden CHampions:
- „Das 1×1 der Erfolgsstrategie“ von Kerstin Friedrich et al
- „Hidden Champions“, Hermann Simon, welches die mittlerweile 1300 Unternehmen, die in einer Nische Weltmarktführer sind, aufzählt)
Was die die ursprünglich von Michael Gerber entwickelten drei Rollen des Unternehmers mit diesem Thema zu tun haben und warum sie gerade für die rollierende Strategieentwicklung zu tun haben, kläre ich in meinem nächsten Artikel.
Herzliche Grüße und bleiben Sie gespannt!
Ihr Volker Johanning
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