Wie findet Digitalisierung Einzug in die Managementrunden? – Eine Anregung für Geschäftsführungs- oder Geschäftsleitungsgremien

Die Agenda von Managementrunden – wie auch immer sie sich nennen mögen: Geschäftsführungsrunde, Geschäftsleitungsrunde, Vorstandsmeeting oder Senior Management Meeting – ist überall ähnlich aufgebaut:

Zunächst folgt ein Überblick des Vorsitzenden zu den aktuellen Themen, dann darf meistens jeder Bereich bzw. jede Funktion kurz die wesentlichen Entwicklungen und Entscheidungsbedarfe zum besten geben und dann gibt es oft noch „Sonstiges“ oder kurz „AOB“ (für „Any other Business“). Es wird sinnvollerweise oft auch differenziert zwischen Informations- und Entscheidungsvorlagen. Diese Vorlagen sind zumeist in Powerpoint verfasst und können sich daher auch schnell mal hinziehen. Time-Management ist in solchen Sitzungen immer das kritische Gut, welches die Assistenz im Griff haben muss.

Alle Welt spricht seit Jahren von Digitalisierung und man könnte sich fragen: Inwieweit hat Digitalisierung in solche Runden Einzug gehalten?

Da gibt es sicherlich viele Ansätze. Zum Beispiel kann es einen weiteren Punkt „Digitalisierung“ oder „Innovation“ geben. Wenn es einen Digitalverantwortlichen oder CDO gibt, dann wird dieser sicherlich seine Digitalthemen einbringen. Und jeder Bereichsverantwortliche wird je nach Thema auch digitale Themen einbringen.

Das Problem dabei ist nur allzu oft, dass es oft sehr spezielle Blitzlichter auf ein digitales Thema sind. Das kann reichen von Automatisierungen spezieller Prozesse, einer Cloud- oder KI-Lösung bis hin zu Produkten, die digitalisiert werden. Es handelt sich aber immer nur einen Ausschnitt des gesamten digitalen Spektrums.

Diese digitalen Themen sind alle relevant und wichtig, aber eine wesentliche Sache kommt meistens zu kurz:

Die Reflexion des aktuellen Status bzgl. des digitalen Wandels im Unternehmen.

Was heißt das? – Jeder Manager sollte sich ehrliche Gedanken machen wo das Unternehmen und er oder sie ganz persönlich glaubt zum Thema Digitalisierung und Status des digitalen Wandels im Unternehmen zu stehen? Das soll ohne Powerpoint geschehen. Eine Reflexion im Sinne einer ehrlichen Antwort wo man das Unternehmen aktuell verorten würde. Eine weitere Frage kann sein: „Wo stehen wir bei der Digitalisierung im Gegensatz zu unseren Mitbewerbern?“. Es gibt unzählige weitere Fragen, die je nach digitalem Reifegrad des Unternehmens Sinn machen können.

Nützlich für die Reflexion können Skalen sein. Dabei wird eine Skala von zum Beispiel 0 bis 10 aufgemacht, wobei 0 das Schlimmste ist und 10 das Beste.

Bei der oben genannten Frage: „Wo stehen wir als Unternehmen bzgl. des digitalen Wandels?“ wäre zum Beispiel 0 die Antwort „Ganz am Anfang und wir haben noch gar nichts erreicht!“ und eine 10 zum Beispiel „Unser digitaler Umsatz beträgt mehr als 80% des Gesamtumsatzes und wir haben den Wandel in der ganzen Belegschaft hin zu einer Service-Company geschafft!“. Allein schon bei der Ausgestaltung der Skala gibt es sicherlich zwischen allen Managern große Differenzen. Diese Grenzen abzustecken und zu definieren alleine ist schon sehr hilfreich bei der Entstehung eines gemeinsamen Zielbildes für die Digitalisierung im eigenen Hause. Weitere Fragen bei den Skalen bohren dann immer tiefer und werden immer konkreter, so dass immer mehr Klarheit bei allen entsteht.

Mit dieser Reflexion wird erreicht, dass nicht nur einzelne Bereiche sich im Thema Digitalisierung hervortun, sondern alle Bereiche und alle Manager gleichermaßen betroffen sind (egal ob CTO oder Leiter Personal oder CFO). Es geht jeden etwas an und jeder muss mitgestalten, sonst passiert schnell die typische Zuordnung: „Frau xy macht bei uns Digitalisierung.“. Darüber hinaus werden wichtige, strategische Ausrichtungen damit immer wieder hinterfragt und neu justiert. Das führt zu mehr Sicherheit bei Entscheidungen im Führungsalltag.

Wichtig bei der Reflexion sind folgende Punkte:

 

  • Es soll nicht ausarten. Maximal 7 Minuten pro Teilnehmer, wer eher fertig ist, wunderbar. Aber jeder muss sich Gedanken gemacht haben und etwas beitragen bzw. seine Zahl auf der Skala kund tun.
  • Es darf nicht zu einer Verurteilung führen.
  • Die anschließende Reaktion auf die Reflexion kann manchmal zu einer sehr ausgiebigen Grundsatzdiskussion führen („Was ist Digitalisierung eigentlich?“ etc.). Das würde jedes Mal die Reflexion im Keim erwürgen. Es ist aber wichtig zu erkennen, was der Kern hinter dieser Grundsatzfrage ist (sie kann zum Beispiel lauten: „Ist man sich im Unternehmen überhaupt einig darüber was Digitalisierung bedeutet? Haben wir alle das gleiche Verständnis?“). Wenn dieser Kern allen Managern wichtig ist, sollte man sich darauf verständigen ein explizit für dieses Themen einberufenes Meeting als „Day Off“ zu planen.
  • Bitte kein Powerpoint und keine Folien.
  • Je nach Frequenz der Management-Meetings: Dieser Punkt sollte nicht jede Woche gestresst werden, aber einmal im Monat oder im Quartal macht das viel Sinn.

Ähnliche Blogbeiträge zum Weiterlesen: