Eine IT-Strategie ohne IT-Vision?
Wer eine IT-Strategie entwickelt, gelangt nach einer Ist-Analyse oder Assessment meistens zum Thema der IT-Vision. Von CIOs und Geschäftsführung oder Vorstand kommen dann oft Fragen, wie zum Beispiel:
- Was bringt uns eine IT-Vision im Unternehmen?
- Was ist der Unterschied zwischen einer Vision und einer Mission oder Mission-Statement?
- Wie formulieren wir am besten die IT-Vision und was ist gut und was schlecht?
Diese Fragen möchte ich im Folgenden nachgehen und ein paar Beispiele für IT-Visionen als Anreiz geben.
Wie hilft eine IT-Vision im Unternehmen?
Eine IT-Vision beschreibt das „Warum?“ im Gegensatz zum „Was“ und „Wie“ der IT-Strategie. Mit dem Warum oder auch „Why“ wird die unternehmerische Sinnfrage für die gestellt. Also: Warum gibt es die IT im Unternehmen? [ausführlichere Informationen zum „Why“ liefert das Konzept des „Golden Circle“ von Simon Sinek]
Und diese Frage nach dem Warum oder Wozu ist die IT-Abteilung im Unternehmen da, ist in Zeiten des digitalen Wandels sehr wichtig. Denn alle Unternehmen müssen für skalierbare Prozesse sorgen und digitale Produkte durch IT und Software unterstützen bzw. sogar neue digitale Geschäftsmodelle entwickeln. Und das Herz all dieser Dinge ist die IT.
Es ist also Aufgabe der IT-Vision zu beschreiben, wozu es die IT im Unternehmen gibt und welchen Sinn sie erfüllen soll. Und das ist nicht nur für das Unternehmen und seine Eigentümer bzw. Gesellschafter wichtig, sondern natürlich auch für die IT-Abteilung und deren Mitarbeiter. Denn oft war es in der Vergangenheit so, dass die IT und Ihre Software-Experten als Nerds und nicht kommunikationsfähige Mitarbeiter abgestempelt wurde. Eine IT-Vision kann enorm helfen, die Wertschätzung der IT im Unternehmen in das rechte Licht zu rücken.
Was ist der Unterschied zwischen IT-Vision und IT-Mission oder IT-Mission-Statement?
Die IT-Vision beschreibt das „Warum“ und die IT-Mission den Weg dahin, also: „Welchen Weg bzw. welche Richtung müssen wir als IT-Organisation einschlagen, damit wir die IT-Vision erfüllen können?“.
Oft wird die IT-Vision auch IT-Zielbild genannt. Das zeigt gut den Unterschied zwischen Mission und Vision: Das Zielbild ist die Vision und der Weg dahin ist die Mission.
Das IT-Mission-Statement zeigt also im Rahmen der IT-Strategie den Weg zum Ziel bzw. zur IT-Vision. In einer IT-Roadmap wird diese IT-Mission transparent in Projekten dargestellt (siehe dazu die fünf Schritte zu einer IT-Roadmap und die nachfolgende Abbildung einer beispielhaften IT-Roadmap).
Wie formulieren wir am besten eine IT-Vision? Was ist eine gute, was eine schlechte Vision?
Es gibt viele Unternehmen, deren Vision entweder nicht bekannt oder nicht gelebt wird. Es stellt sich daher die Frage, was ist wirklich wichtig bei der Formulierung des „Why“ in der ITV-Vision? Aus meiner Sicht sind zwei Dinge relevant:
- Der Mehrwert und Nutzen für das Unternehmen muss deutlich werden! Es hilft nicht zu sagen: „Unsere IT basiert auf modernen IT-Systemen“. Warum ist das für das Unternehmen wichtig? Was bringt das dem Unternehmen? Konkreter wäre folgende IT-Vision: „Mit modernen-IT-Systemen schaffen wir eine skalierbare, zukunftsfähige und sichere sowie standardisierte IT-Architektur, die unserem Unternehmen hilft stabil und nachhaltig zu wachsen und neue Akquisitionen zu tätigen, die dann nahtlos integriert werden können, damit die Synergien aus den Unternehmenskäufen auch realisiert werden können!“- Damit wird die IT-Vision für jeden nachvollziehbar und auch messbar bzw. nachprüfbar. Wenn Sie dieses Satzungetüm der Vision kürzen können, sind Sie auf dem richtigen Weg!
- Die IT-Vision muss realistisch sein und den Fähigkeiten entsprechen. Realistisch meint, dass die Vision auch von den IT-Mitarbeitern als auch allen Stakeholdern von den Inhabern über die Geschäftsführung bis zu allen Fachbereichen als „machbar“ und wünschenswert angesehen wird. Es hilft nichts bunte Wolkenkuckucksheime zu entwerfen, bei denen jeder sofort sagt: „Das wird doch nie was!“. Den Fähigkeiten entsprechend heißt, dass die IT-Vision auch umsetzbar sein muss. Haben wir die entsprechenden Skills und Geldmittel, um die Vision umsetzen zu können? Daher muss die zugrundeliegende IT-Strategie eine genaue Ableitung beinhalten, wie die Ziele erreicht werden können und das es ein klares Committment dazu vom Top-Management gibt.
Die folgende Abbildung vier Beispiele für IT-Visionen mit Ihren Vor- und Nachteilen.
Wichtig zum Schluss: Kommunikation und Marketing
Wenn die IT-Vision erfolgreich entwickelt wurde, muss Sie auch zum Leben erweckt werden. Eine Kommunikationsstrategie ist angebracht und hilft die neue Vision im Unternehmen bekannt zu machen. Eine IT-Roadshow kann ein Event sein, welches an allen Standorten des Unternehmens abgehalten wird und in dem die IT-Strategie und deren IT-Vision präsentiert und vor allem diskutiert wird. Wenn dies bei allen Mitarbeitern verstanden ist und gut ankommt, dann kann die Vision als gefestigt gelten und muss in den kommenden Jahren beweisen, was si verspricht.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei der Erstellung Ihrer Vision. Sprechen Sie mich bei Fragen gerne einfach an. Weiterführende Informationen finden Sie auf der Website IT-Strategie oder im Strategiepapier „IT-Roadmap 2025“.
Herzliche Grüße
Ihr Volker Johanning
Über den Autor Volker Johanning
Der Autor Volker Johanning hat mehr als 20 Jahre Erfahrung in der IT in Konzernen und im Mittelstand mit den Schwerpunkten IT-Strategie, IT-Management und Digitalisierungsstrategie.
Bei der Entwicklung von IT-Strategien kommt immer wieder das Thema IT-Vision hoch. Aus meiner Sicht ist es ein sehr wichtiger Bestandteil der IT-Strategie, da es das Warum eindeutig klärt. Warum also braucht es die IT und was bringen am Ende auch die durchaus hohen Investitionen in IT für das Unternehmen? Für die Eigentümer, den Aufsichts- oder Beirat sowie die Geschäftsführung ist das sehr wichtig.
Auch für das Selbstverständnis der IT-Abteilung und die Wertschätzung der IT-Mitarbeiter ist eine IT-Vision sehr wertvoll. Achten Sie aber immer darauf, dass die IT-Vision echten Nutzen stiftet und realistisch bleibt. Dann ist die IT-Vision ein mächtiges und wertvolles Werkzeug für Sie als CIO und auch die Geschäftsführung.
Ihr Volker Johanning
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