Abwarten und Hoffen ist keine Strategie – Warum viele Familienunternehmen zu spät handeln
Einleitung:
„Wir wissen, dass wir etwas tun müssen – aber gerade ist einfach nicht der richtige Zeitpunkt.“ Diesen Satz höre ich häufig in Gesprächen mit Inhabern, Beiräten oder Geschäftsführern. Besonders dann, wenn es um strategische Fragen geht: Digitalisierung, Nachfolge, Sanierung oder IT-Erneuerung.
Doch die Wahrheit ist: Es gibt selten den perfekten Moment. Wer auf ihn wartet, läuft Gefahr, ihn zu verpassen. Und wer Entscheidungen aus Angst oder Unsicherheit aufschiebt, handelt oft erst dann, wenn die Handlungsfähigkeit längst eingeschränkt ist.
Erkannt ist nicht gebannt
Viele Familienunternehmen haben ein hohes Maß an Klarheit über ihre Herausforderungen.
Man weiß um die Risiken:
- die personelle Abhängigkeit von zwei langjährigen IT-Mitarbeitern
- die in die Jahre gekommene Warenwirtschaft
- der Stillstand bei der Digitalstrategie
Doch zwischen dem Erkennen und dem Handeln liegt oft eine gefährliche Lücke.
Diese Lücke entsteht nicht aus Unwissenheit. Sondern aus einer Mischung aus Überforderung, Zeitdruck und dem Glauben, dass es vielleicht doch noch ohne Veränderung geht.
Erkenntnis ist wichtig. Aber ohne Entscheidung bleibt sie folgenlos.
- Warum warten gefährlich ist
Es gibt ein Muster, das ich in vielen Projekten beobachte:
Gehandelt wird erst, wenn der Druck so groß ist, dass keine andere Wahl bleibt.
Wenn ein Cyberangriff das Unternehmen lahmlegt. Wenn der zentrale Mitarbeiter kündigt. Wenn ein Audit oder Kunde alarmiert reagiert.
Dann wird in kürzester Zeit nach Lösungen gesucht – oft hektisch, teuer und mit hohem Reibungsverlust.
Doch strategische Führung heißt nicht: reagieren.
Sie heißt: gestalten. Und bewusst vorausdenken.
- Führung braucht Mut zur Unbequemlichkeit
Es ist leicht, sich auf Tagesgeschäft und Umsatz zu konzentrieren.
Doch wer heute nur die operative Hektik managt, wird morgen strategische Probleme haben.
Wirkliche Verantwortung bedeutet, Veränderungen auch dann anzustoßen, wenn es weh tut – oder unbequem wird. Nicht aus Panik, sondern aus Weitblick.
Das bedeutet auch: Entscheidungen treffen, bevor der Druck von außen kommt. Und nicht darauf zu hoffen, dass sich Probleme von selbst erledigen.
- Was braucht es, um ins Handeln zu kommen?
Die Forschung zeigt: Menschen handeln oft erst, wenn der Schmerz größer ist als die Angst vor Veränderung.
Doch in der Unternehmensführung darf man nicht auf Schmerz warten.
Es braucht:
- ein klares Zukunftsbild (Wofür lohnt sich die Veränderung?)
- eine gemeinsame Dringlichkeit (Warum jetzt?)
- die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen
Denn die Vorteile wie effizientere Prozesse, Automatisierung, schnellere Entscheidungen – all das reicht selten allein. Es braucht auch eine emotionale Entscheidung zur Zukunft.
- Vertiefung für IT-Organisationen
Wenn Sie wissen möchten, wie dieses Thema konkret in der IT-Organisation greifbar wird – lesen Sie auch meinen Beitrag:
➡️ Von der reaktiven zur proaktiven IT – Wie Sie den Kurswechsel schaffen
Fazit:
Abwarten ist keine Strategie.
Gestaltung beginnt mit Klarheit – und mit der Entscheidung, die Verantwortung nicht weiter aufzuschieben.
Wer den Wandel früh beginnt, handelt aus Stärke.
Wer wartet, verliert Handlungsfreiheit – und meist auch Vertrauen.