Insbesondere bei größeren Mittelständlern mit mehr als einem Geschäftsbereich und internationalen Aktivitäten sowie bei Konzernen spielt die Frage nach der Art der Einführung eines ERP-Systems eine sehr große Rolle über den Erfolg oder Misserfolg. Generell kann man zwei grundsätzliche Arten bei der Einführung einer ERP-Software unterscheiden:
- Den Big Bang oder
- die sukzessive Einführung (Phasen-Einführung)
Eine ERP-Einführung löst zwangsläufig immer ein bestehendes ERP bzw. eine Warenwirtschaft ab. Es kommt vor, dass in manchen kleinen Tochterunternehmen kein wirkliches ERP abgelöst wird, sondern Excel und der Notizblock. Dann ist der Wechsel noch radikaler als wenn schon ein ERP mit seiner Systematik eingesetzt wurde. Denn eine ERP-Einführung ist zwar ein Stück Software. Bei der Einführung scheitert es aber in den wenigsten Fällen an der Software, sondern an den neuen Prozessen und Arbeitsweisen, die noch unbekannt sind. Schulung und Training sowie Change Management im Sinne des Bewusstwerdens und Reagierens auf die bevorstehende Veränderung sind daher die wesentlichen Säulen des Erfolgs einer ERP-Einführung (Lesetipp:Vor der Einführung steht die ERP-Auswahl und Readiness-Phase)
Daher ist die auch Einführungsstrategie so wichtig. Denn bei einem Big Bang ist der Veränderungsdruck sehr hoch. Damit ist implizit auch das Sicherheitsgefühl bei den Mitarbeitern beim Big Bang sehr niedrig. Wie die Abbildung zeigt sinkt dieses beim Go-Live als Big Bang stark in den Keller und kommt dann erst langsam wieder nach oben, wenn sich die Wellen nach dem Big Bang so langsam glätten. Genauso verhält es sich mit der Stabilität und Effizienz des ERP-Systems. Beim Big Bang geht die Stabilität (auch der Prozesse) erstmal in den Keller, um dann nach den ganzen hektischen Bug-Fixing stark anzusteigen gegenüber dem alten ERP-System.
Bei der sukzessiven Einführung in Phasen ist der Ausschlag nicht ganz so groß (sowohl bei dem Sicherheitsgefühl der Mitarbeiter als auch bei der Stabilität des Systems). Dies ist wichtig zu wissen, denn solche Phasen-Einführungen sind in der Regel besser abzufedern, da nicht alle Prozesse auf einmal umgestellt und/oder neu sind, sondern nur ein Teilbereich. Dies kann zum Beispiel eine relativ typische Einführung von Finanz- und Einkaufsprozessen sein, die in Phase 1 stattfindet. Die Produktions- und Logistikprozesse sind davon nur marginal betroffen und es sind primär nur Mitarbeiter aus den umzustellenden Prozessen betroffen und nicht die gesamte Mannschaft. (Lese-Tipp: ERP-Projekte erfolgreich meistern).
Das Problem ist leider oft, dass Einführungsstrategien nicht ausreichend durchleuchtet und Risiken der verschiedenen Szenarien nicht genau genug eruiert werden. Das führt oft zu Big-Bang-Einführungen, die das Unternehmen leider zu oft gnadenlos lahmlegen. Oft sind kurze Sprints und schnelle Einführungen von Teilbereichen sinnvoller. Dann aber hat man das Problem der Schnittstellen zu Altsystemen und eine komplexe Architektur. Aber einen Tod muss man sterben und die Diskussion darüber ist zu oft ungenügend, so dass eine Einführungsstrategie oftmals nicht den Namen verdient.
Da das Thema ERP Einführungsstrategie eine große Verwandtschaft zum Thema Risikomanagement bei Einführungen hat, wird in einem der nächsten Blogeinträge das Thema ERP-Risiko-Assessment näher beleuchtet (Lesetipp: ERP Sanierung in 4 Schritten)
Es grüßt Sie herzlich
Volker Johanning
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